Samstag, 4. Juli 2015

Ein erster Blick in Alexis: Liebende Noten

Hallöchen ihr Lieben,
Ich weiß ja, wie sehnsüchtig viele auf das zweite Buch der Hamptons Serie warten und am 6. August ist es endlich soweit. Alexis Kingston wird es sich auf euren Readern gemütlich machen. Diesmal erfahrt ihr auch mehr aus seiner Sicht, allerdings ist das erste Kapitel aus Honors Sicht.

Anmerkung: Dieses Kapitel ist bisher weder lektoriert noch korrigiert, da sich die Rohfassung derzeit noch im Lektorat befindet.

Ich wünsche euch viel Spaß!
Drucie


Copyright des Covers: D-Design Cover Art

Kapitel 1

Oh man. Endlich habe ich die Gesangsausbildung geschafft. Die Juilliard ist beendet, ich halte mein Diplom in den Händen, und bin verdammt glücklich. Es ist vorbei! Okay, das ist weniger cool, denn meine Freunde und ich werden uns nun wohl in alle Winde verstreuen, aber wir haben uns geschworen Kontakt zu halten. Was, wenn man mich fragt, leere Versprechungen sind. Nicht, weil man sich nicht melden will, sondern weil es irgendwann einfach nicht mehr aktuell ist. Man entfernt sich voneinander. Meine Freundinnen werden zurück in ihre Heimatstädte gehen, vielleicht sogar nach Europa oder sie bekommen sonst wo Engagements. Nicht alle von uns haben einen Job gefunden, so auch ich, aber ich habe immer noch meinen Nebenjob, mit dem ich meine Rechnungen bezahlen kann. Als Kellnerin verdient man sich meistens keine goldene Nase, jedoch haben es schon viele vom Tellerwäscher zum Millionär geschafft. Viele große Stars haben ganz klein angefangen.
Honor!“, ruft Micah, mein bester Freund.
Ich drehe mich um, da ich gerade mit einer Freundin im Gespräch war. „Micah!“, erwidere ich euphorisch, lächelnd. „Wo hast du so lange gesteckt? Ich habe überall nach dir gesucht.“ Es ist kein ernster Vorwurf.
Zuerst in Zelda, dann in der Aula und zuletzt in einer Warteschlange“, neckt er mich.
Ich hebe abwehrend die Hände, schließe die Augen und verziehe angewidert das Gesicht. „Zelda ist zehn Jahre älter als du, du elender Perversling.“
Er lacht leise. „Auf alten Stuten lernt man das Reiten.“
Mic!“, stoße ich entsetzt aus und das ist nun wirklich nicht gespielt, obwohl ich auch eine Schauspielausbildung genossen habe.
Was denn? Ich wollte einfach nur einen Abschiedsfick“, verteidigt er sich.
Ich schüttele mich. „Ich muss hier raus und brauche dringend etwas Hochprozentiges.“ Ich schaue zu meiner Freundin. „Krystle, kommst du mit zu Jo?“
Sie dreht sich zu mir um, dabei legen ihre langen braunen Locken einen Rundflug hin. „Klar. Ich muss nur meine Jacke holen und du auch, wie ich sehe. Lass uns abhauen, ist sowieso öde hier … Kommst du mit, Mic?“
Oh bitte nicht. Er wird wieder von Zelda erzählen. Sie war unsere Dozentin und Micah hatte eine Affäre mit ihr, seit Studienbeginn, aber er hat nur den Vorteil guter Benotungen daraus gezogen. Ich würde so etwas niemals tun, um besser beurteilt zu werden, da ich mir meine Auszeichnungen verdienen will, aber er war mehr ab- als anwesend und so schien er es für nötig zu halten.
Wohin?“
Zu Jo, Honor will sich betrinken, weil sie deinetwegen wieder Kopfkino hat“, lacht Krys. Eigentlich kannte ich ihren Namen nur in der anderen Schreibweise, also Crystal, aber die Art und Weise, wie ihre Eltern es buchstabiert haben, finde ich besser. Sie ist besonders, weil sie sich von allem abhebt.
Jo's Bar befindet sich in einer Nebenstraße vom Times Square, es ist eine Hinterhofkneipe, aber super. Dort kann man Karaoke singen, was wir ständig tun; feiern; Billard spielen; es ist sehr vielseitig. „Ja und wenn ich jetzt nicht sofort einen Tequila bekomme, werde ich bissig“, singe ich, und mache mich auf den Weg zur Garderobe, wo ich meine Jacke abgegeben habe. Meine Schritte hallen von den Wänden wider, da dieser Gang recht leer ist, während ich durch ihn hindurch eile. Ich will hier einfach nur raus. Die letzten vier Jahre habe ich hier verbracht, Gesang und Schauspiel studiert und mich auf das Leben vorbereitet. Natürlich habe ich wie alle anderen die Hoffnung, dass ich ein Star werde, aber wahrscheinlich wird diese in den nächsten Jahren sterben, oder ich ende in einem abgewrackten Jazzclub, in dem ich alte Lieder schmettere.
Mein Name ist Honor Prescott; ich bin 23 Jahre alt und bin ausgebildete Sängerin und Schauspielerin; und ich bin arbeitslos, quasi. Also der Nebenjob bei Jo zählt ja nicht als voller Job, wobei ich gleich mit ihr darüber reden kann, um noch ein paar zusätzliche Schichten übernehmen zu können. „Hey“, grüße ich Jenna, ein Erstsemester, das zur Garderobiere verdonnert wurde.
Hi, Honor. Hast du dein Ticket?“, fragt sie.
Ich reiche es ihr, nachdem ich ihr zugenickt habe, und warte darauf, dass sie mir meine Jacke aushändigt.
Schließlich tut sie es. „Wie war die Abschlussfeier?“
Sie ist immer noch langweilig, deshalb haue ich jetzt ab“, schmunzele ich, als ich meinen Sommermantel überziehe. Draußen herrschen warme Temperaturen, aber ich wollte in meinem Kleid nicht ganz ohne Jacke herumlaufen. Es hat keine Träger oder Ärmel, deshalb wollte ich nicht, dass halb New York mir in den Ausschnitt schauen kann. Eine Stola habe ich nicht, also blieb mir nichts anderes übrig.
Oh, hier ist auch meine Nummer“, flötet Krystle, als sie ebenfalls in die Garderobe kommt. Dann schaut sie mich an. „Und du warst so schnell weg, dass ich gar nicht hinterherkam“, kichert sie.
Ich lache leise. „Das tut mir aber leid.“
Na, schlecht lügen kannst du gut“, erwidert sie, ebenfalls amüsiert.
Ich weiß, dafür habe ich immerhin hier studiert“, kontere ich, zwinkere ihr zu und ziehe den Gürtel meines dünnen Trenchcoats zu. „Und warum warst du noch gleich hier?“
Oh, irgendwer hat mir mal erzählt, dass ich gut singen kann“, gibt sie sich hochnäsig, als sie ihre Jeansjacke überzieht. „Und nun, Ms Prescott, werden wir uns gepflegt die Kante geben, um unseren Abschluss zu feiern.“
Aber gern, Ms Anderson.“ Ich hake mich bei ihr ein und verlasse gemeinsam mit ihr den Raum. „Bye, Jenna. Bis demnächst mal.“
Bis dann, ihr beiden“, entgegnet sie kichernd.
Und wo treibt Micah sich wieder herum?“, frage ich Krys.
Keine Ahnung, vielleicht steckt er mal wieder in Zelda?“, schlägt sie vor.
Ich kneife die Augen zu. „O nein, bitte … Jetzt fang du nicht auch noch damit an. Ich werde diese Bilder nie wieder los.“ Besonders nicht mehr, seit ich sie einmal in ihrem Büro erwischt habe. Dabei wollte ich nur eine Hausaufgabe abgeben, die ich nachreichen musste, und fand sie vögelnd auf dem Schreibtisch vor. Hurra. Nein, nicht wirklich. Es hat wirklich lange gedauert, bis ich mich von diesem Anblick erholt hatte. Zeitweise hatte ich sogar Albträume, was doch klar ist, wenn ich eine 40-jährige mit einem damals 21-jährigen erwische. Gut, die zehn Jahre vorhin waren untertrieben, sie könnte wahrhaftig seine Mutter sein. Und dieser Vergleich, dass man auf alten Stuten das Reiten lernt, der hat den Horrorfilm in meinem Kopf nur noch schlimmer gemacht. Fiese Welt!
Wo hast du dich schon wieder rumgetrieben?“, fragt Krys, als Micah uns entgegenkommt.
Ich war meine Jacke holen und habe mich von meinen Eltern verabschiedet, da sie aufgebrochen sind. Aber … ich habe dafür gesorgt, dass der Abend heute auf deren Kosten geht.“
Krys und ich jubeln und klatschen. „Super gemacht“, lobt sie ihn.
Wir gehen an seine Seiten, ich auf die rechte und hake mich ein, während Krys an seine linke geht. „Ladies, darf ich Sie heute Abend in die schickste Hinterhofkneipe ausführen, die New York zu bieten hat?“
Aber sehr gerne“, erwidere ich kichernd.
Lasst uns feiern!“, johlt Krys und wir machen uns auf den Weg zu Jo.
~ ~ ~
Ladies and Gentlemen, die diesjährigen Juilliard Absolventen!“, ruft Jo und klatscht, was einen wahren Begeisterungssturm unter den Gästen ausbrechen lässt. Okay, es sind drei Gäste hier, die mitleidig klatschen.
Wir verbeugen uns trotzdem in einer Reihe. Krys und ich kichern, Micah gluckst. „Dankeschön, dankeschön“, jubeln wir und richten uns wieder auf.
Was möchtet ihr trinken?“, möchte Jo wissen.
Wir lächeln sie an, bevor ich „Tequila!“ rufe. „Aber den goldenen, ohne die Vitamine, wir nehmen nur die Flasche.“
Bist du bescheuert? Ich hab noch nichts gegessen, ich brauche die Orangen!“, lacht Micah.
Oh, ich dachte, du wärst bei deinem kleinen Abstecher vielleicht gesättigt worden“, sage ich, ihm zuzwinkernd.
Er sieht mich einen Moment verständnislos an, bevor er drauf kommt, was ich meine. „Ich habe sie nicht geleckt, das habe ich übrigens nie getan!“, entrüstet er sich, woraufhin Jo, Krys und ich in Gelächter ausbrechen.
Es reicht, dass du sie gefickt hast“, prustet Krys.
Jetzt tue ich es nicht mehr, immerhin habe ich vorhin mein Diplom bekommen“, entgegnet er grinsend.
Leute, bitte, hört auf, sonst trinke ich die Flasche allein aus“, drohe ich gut gelaunt.
Jo reicht uns die Schnapsgläser, den Zimtstreuer und eine Schale mit Orangen, die auf Eis liegen. Ich freue mich darauf, dass wir hier feiern, denn wir haben unsere Ruhe, sicher unseren Spaß und später kommen ganz bestimmt noch ein paar andere Gäste. Vorzugsweise junge Männer, denn ich will wirklich feiern. Alleine, mit ihnen und am liebsten hätte ich heute auch noch Sex, dann wäre alles perfekt. Ob sich dieser Wunsch noch erfüllt bleibt dahingestellt. Aber ich hätte echt nichts dagegen einzuwenden.
Bleiben wir an der Bar oder gehen wir an einen Tisch?“, fragt Krys.
Wir gehen an die Ecke der Bar.“ Dort ist die Theke so gebaut, dass man sich dort auf eine Bank setzen kann und trotzdem noch am Tresen sitzt.
Musik?“, fragt Jo.
Immer!“, rufe ich begeistert und sie schaltet die Stereoanlage ein. Ich grinse Krystle an. „Let's go, Girls“, singe ich mit. 'Man! I feel like a woman' von Shania Twain ist jetzt genau das richtige Lied, um in Stimmung zu kommen.
Wir gehen an diesen Thekentisch, ziehen unsere Jacken aus und bekommen dann schon die ersten Gläser von Micah gereicht. „Wie war jetzt noch die Reihenfolge?“, möchte ich wissen, denn ich lasse Zimt und Orange meistens weg.
Lecken, trinken, beißen“, antwortet Micah und zwinkert mir zu.
Na dann. Cheers!“, ruft Krys, wir stoßen an und stürzen den Alkohol herunter.
The best thing about being a woman“, singe ich mit, nachdem ich das Brennen in meinem Hals unter Kontrolle bekommen habe.
Jo kommt mit einer Flasche Cola zu uns. „Hier. Damit ihr zwischendurch auch etwas ohne Alkohol trinkt. Und ich bringe euch gleich noch ein paar Snacks.“
Du bist die beste Chefin, die man haben kann“, erwidere ich, schon den nächsten Tequila in der Hand haltend.
Ich weiß.“ Sie streckt mir die Zunge heraus, was mich zum Kichern bringt.
Krys und ich gehen mitten in die Bar und fangen an miteinander zu tanzen. Es macht Spaß, der Abend ist feuchtfröhlich und wir haben allesamt sehr gute Laune. Vier Jahre Juilliard liegen hinter uns; ein hartes Studium, dennoch haben wir alle unseren Abschluss geschafft.
Gleich kommen noch ein paar Freunde und einer bringt seinen Cousin mit, der wohl recht mies drauf ist“, verkündet Micah.
Ich hebe eine Augenbraue. „Einen Spielverderber können wir heute Abend aber nicht gebrauchen.“
Er grinst mich an. „Ich weiß, aber wofür gibt’s Tequila?“
Dafür, dass ich die Bilder von dir und Zelda aus meinem Kopf verbanne.“ Ich verziehe das Gesicht. „O Gott, ich habe schon wieder daran gedacht“, jammere ich und nehme Micah das Glas aus der Hand. „Cheers.“ Ich erspare mir das Ablecken des Zimts von der Orangenschale und lasse sie so gewürzt auf meiner Zunge zergehen, nachdem ich das Schnapsglas geleert habe.
Während Krys und ich tanzen, kommen mehr Gäste in den Laden. Niemand, den wir kennen, aber es sind drei überaus gut aussehende junge Männer dabei, die sich an einen Tisch setzen.
Honor?“, ruft Jo.
Ich drehe mich zu ihr, wobei ich schon ein wenig ins Schwanken gerate. Mittlerweile habe ich ziemlich viele Tequilas getrunken. „Was?“
Kannst du kurz die Bestellung von den Jungs da hinten annehmen? Ich hab Kitt am Telefon.“
Ich hebe meinen Arm hoch und zeige ihr meinen erhobenen Daumen. „Okay!“ Anschließend wende ich mich dem Tisch zu, an dem sie sitzen, und gehe herüber. „Hi, was wollt ihr trinken?“, frage ich freundlich.
Bier“, antworten sie im Chor, dabei lassen sie mich nicht aus den Augen.
Groß oder klein?“
Groß.“ Wieder mal ein Chorgesang.
Alles klar. Kommt gleich.“ Ich drehe mich weg und gehe zu Jo hinter die Theke. Sie telefoniert noch immer, weshalb ich kurzerhand die Biere zapfe. Danach bringe ich die Gläser an den Tisch, notiere die Anzahl der Getränke auf einem Bierdeckel und lächle ihnen zu. „Cheers.“
Danke, Miss.“
Ich lächle ihm zu und mache mich auf den Weg zurück zu Krys. „Tequila oder tanzen?“
Daraufhin singt sie das Lied mit: „If you like Pina Coladas and getting caught in the rain.“
If you're not into Yoga“, stimme ich ein und tanze mit ihr zurück zu Micah, an den ich mich anlehne. „Spielverderber. Spaßbremse. Alter Mann!“, necke ich ihn.
Gar nicht wahr“, verteidigt er sich. „Ich warte nur auf meinen Whiskey.“
Oooooh, wir sind unter die Schotten gegangen“, ziehe ich ihn weiter auf.
Was dagegen? Ich betrinke mich wenigstens mit Stil und nicht mit so einem Gesöff“, lacht er.
Ich stimme in sein Gelächter ein. „Du bist ja nur neidisch, weil ich meinen Spaß habe.“
Nein.“ Um seine Aussage zu unterstreichen schüttelt er auch noch den Kopf.
Ich ergreife seine Hand. „Lass uns tanzen.“ Dann ziehe ich ihn zur Tanzfläche, drehe mich zu ihm und rufe Jo zu, dass sie ein anderes Lied spielen soll. „Oh, okay, damit habe ich jetzt nicht gerechnet“, kichere ich, als 'Liquid Dreams' von O-Town ertönt.
Micah zieht mich eng an sich und sieht mir in die Augen. „Ach, wie mir diese kleinen hellblauen Knöpfchen fehlen werden“, gluckst er und lässt mich nach hinten herunter, danach zieht er mich eilig wieder hoch.
Kichernd fange ich an, meine Hüften kreisen zu lassen. Ich war noch nie eine gute Tänzerin, aber es reicht, um Spaß zu haben. Solange ich den Rhythmus halten kann, ist ja alles perfekt. Wenn ich dabei bescheuert aussehe, habe wenigstens nicht nur ich den Spaß, sondern auch die Zuschauer.
Micah ist wesentlich sicherer im Tanz, womit er mir auch Selbstvertrauen gibt. Ich bewege mich mutiger, sinnlicher und habe das Gefühl, dass ich gerade nicht ganz so dumm aussehe, wie sonst. „Du wirst immer besser, Honor.“
Ich singe besser.“
Dann lass dich nicht aufhalten“, erwidert er und so schmettere ich den Song mit. Ich lege kaum Gefühl in meine Stimme, weil das bei diesem Song kaum nötig ist. Er wird von Männern gesungen, da muss man als Frau nicht viel tun, um deren Tonart zu treffen. Glücklicherweise sind es nur wenige Zeilen, bis es endet. „Und jetzt gehen wir zurück zum Tisch und warten auf die anderen. Außerdem habe ich Durst.“
Miss?“, fragt jemand hinter uns, woraufhin ich mich umdrehe.
Ja?“, entgegne ich und halte Micah fest, damit er mich mit diesem Kerl nicht alleine lässt.
Hi, mein Name ist Jayden Priest und ich habe Sie gerade singen hören … Hätten Sie Interesse an einem Vorsingen?“, möchte er wissen.
Ich hebe eine Augenbraue. „Ein Vorsingen für was?“
Mein Bruder und seine Freunde suchen neue Backgroundsänger. Vielleicht kennen Sie die Band Downstair Alley? Ich glaube, dass Sie sehr gute Chancen hätten, weil Ihre Stimme mich wirklich umgehauen hat“, antwortet er geschäftsmäßig.
Umgehauen? Dabei hat sie sich noch gar nicht angestrengt“, sagt Micah lachend.
Ich knuffe ihn in den Oberarm. „Entschuldigen Sie … ihn hier.“ Dabei deute ich mit einem Nicken auf Micah. „Hätten Sie eine Visitenkarte für mich und einen Termin? Damit ich weiß, wann ich wo sein soll, um vorzusingen.“
Keine Visitenkarte, aber ich schreibe es Ihnen auf, wenn Sie mir Zettel und Stift geben“, lächelt er.
Klar. Kommen Sie mit an die Theke.“ Ich deute zu Krys, die ihr Handy in der Hand hat und wild darauf herumtippt.
Er folgt uns, setzt sich zu uns und ich lasse mir von Jo einen Notizblock und einen Kugelschreiber geben, was ich wiederum ihm reiche. Mr Priest notiert mir eine Telefonnummer, ein Datum und eine Adresse, dann gibt er mir einen Zettel. „Ich freue mich schon drauf, meinen Bruder endlich mal wegen einer anderen Frau als seiner Freundin sprachlos zu erleben“, grinst er.
Mal schauen, ob ich es schaffe.“
Ich bin mir ganz sicher. Die anderen beiden waren jedenfalls auch beeindruckt.“ Er schaut zu seinen Begleitern, woraufhin ich auch meinen Blick auf sie richte. Dann winkt er sie heran. Sie kommen zu uns und stellen sich mir vor.
Hi, ich bin Alexis“, sagt der, dessen Haare karamellfarben sind. Seine Augen haben dieselbe Farbe.
Ich ergreife die Hand, die mir angeboten wird. „Hi, ich bin Honor.“
Ich bin Mike, hi“, stellt sich schließlich auch der andere vor. „Sie haben eine tolle Stimme.“
Danke“, erwidere ich errötend. „Habt ihr Durst? Wollt ihr auch einen Tequila?“
Sie nicken, woraufhin Micah uns schon volle Gläser herüber schiebt. „Na dann, cheers.“ Ich spüre die Blicke dieser drei Männer auf mir, ignoriere es allerdings. Heute Abend wird gefeiert und ich verbiete es mir, mich unwohl zu fühlen.
~ ~ ~
Mike und Alexis sind weg, nur noch Jayden ist da, der ordentlich mit mir flirtet. Ich bin so betrunken, dass ich darauf eingehe, aber ich will ihn nicht mit nach Hause nehmen. Er ist nett, wirklich attraktiv, aber nicht mein Typ. Der mit dem karamellfarbenen Haaren, der war mein Typ, aber ich weiß schon nicht mehr, ob er Mike oder Alexis war. Ich werde ihn sowieso nicht mehr sehen.
Honor, wir sind weg“, sagt Micah. „Krys ist so voll, dass sie mich schon Daddy nennt.“
Ich lache auf. „Dann bring sie nach Hause, ich gehe gleich mit Jo.“
Er kommt zu mir und umarmt mich fest. „Schreib eine SMS, wenn du zu Hause bist, okay?“
Ich versuche, dich anzurufen, wenn ich es noch hinkriege, sonst morgen.“
Alles klar.“ Micah lässt mich los und geht an Krys' Seite. Sie kann sich kaum noch auf den Füßen halten. Es sind noch ein paar andere Kommilitonen von uns gekommen, aber Micah hatte zu ihnen immer mehr Kontakt als ich. Zwar kenne ich sie, aber zum Feiern sind sie zu öde.
Bye, Süße“, sage ich zu Krys, küsse ihre Wange und grinse sie an.
Morgen … werden wir das bereuen“, lallt sie.
Denkwürdige Nächte bereut man nicht, man genießt den Kater, denn der ist die Belohnung dafür“, kichere ich.
Komm gut nach Hause, Honor.“
Du auch.“ Ich wende mich wieder Jayden zu. „Warum sind Sie eigentlich noch hier?“
Hatten wir uns nicht aufs Du geeinigt, bevor Mike und Alexis gegangen sind?“
Hatten wir?“, hake ich überrascht nach.
Ich denke ja. Ich bin noch hier, weil ich meinen Spaß habe. Du weißt schon, wir haben heute Abend immer wieder getanzt und gefeiert, und ich will sichergehen, dass dir niemand zu nahe kommt, jetzt wo du alleine hier bist“, erklärt er.
Ah ja“, gebe ich trocken zurück, dabei nicke ich und sehe ihn skeptisch an. „Was machst du eigentlich beruflich?“
Ich bin Arzt.“
Wow.“
Eher örks, weil ich sehr unschöne Dinge sehe.“
Echt? Was war das Widerlichste?“, möchte ich wissen. Ich finde solchen Ekelkram manchmal ganz schön amüsant.
Das werde ich jetzt nicht erörtern, denn dafür hat der Laden definitiv zu wenig Alkohol.“ Er nimmt seinen Tequila hoch. „Cheers, Honor.“
Cheers.“ Ich nehme mir ebenfalls einen Shot, lecke den Zimt von meiner Hand und trinke ihn in einem Zug leer. Danach taste ich nach der Orange, doch Jayden hält das letzte Stück hoch. „Suchst du die hier?“
Ja, aber es scheint das letzte Stück zu sein“, erwidere ich lächelnd.
Wir können es uns teilen“, bietet er an, während er das Fruchtfleisch von der Schale löst.
Dafür habe ich den Tequila schon viel zu lange geschluckt“, kichere ich.
Prompt füllt Jayden die Gläser nach. Es ist die zweite Flasche Tequila, die schon zu Dreiviertel geleert ist. Er reicht mir eines, dann streut er Zimt auf meinen Handrücken. „Wohl bekommt's.“ Er schenkt mir ein strahlend weißes Lächeln.
Wieder einmal lecken, schlucken und zum Beißen komme ich nicht, weil er das Fruchtfleisch zwischen seine Zähne nimmt. „Komm schon“, verlangt er undeutlich.
Was soll's“, seufze ich, trete vor ihn und nähere mich seinem Mund. Ich nehme das Stück Orange zwischen die Zähne und beiße es ab. Als ich mich von ihm lösen will, schiebt Jayden seine Hand in meinen Nacken und küsst mich stürmisch. Dummerweise erwidere ich es, dabei ist er echt nicht mein Typ.

~ ~ ~

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen