Hallöchen ihr Lieben,
Ich weiß ja, wie sehnsüchtig viele auf das zweite Buch der Hamptons Serie warten und am 6. August ist es endlich soweit. Alexis Kingston wird es sich auf euren Readern gemütlich machen. Diesmal erfahrt ihr auch mehr aus seiner Sicht, allerdings ist das erste Kapitel aus Honors Sicht.
Anmerkung: Dieses Kapitel ist bisher weder lektoriert noch korrigiert, da sich die Rohfassung derzeit noch im Lektorat befindet.
Ich wünsche euch viel Spaß!
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Copyright des Covers: D-Design Cover Art
Kapitel
1
Oh
man. Endlich habe ich die Gesangsausbildung geschafft. Die Juilliard
ist beendet, ich halte mein Diplom in den Händen, und bin verdammt
glücklich. Es ist vorbei! Okay, das ist weniger cool, denn meine
Freunde und ich werden uns nun wohl in alle Winde verstreuen, aber
wir haben uns geschworen Kontakt zu halten. Was, wenn man mich fragt,
leere Versprechungen sind. Nicht, weil man sich nicht melden will,
sondern weil es irgendwann einfach nicht mehr aktuell ist. Man
entfernt sich voneinander. Meine Freundinnen werden zurück in ihre
Heimatstädte gehen, vielleicht sogar nach Europa oder sie bekommen
sonst wo Engagements. Nicht alle von uns haben einen Job gefunden, so
auch ich, aber ich habe immer noch meinen Nebenjob, mit dem ich meine
Rechnungen bezahlen kann. Als Kellnerin verdient man sich meistens
keine goldene Nase, jedoch haben es schon viele vom Tellerwäscher
zum Millionär geschafft. Viele große Stars haben ganz klein
angefangen.
„Honor!“,
ruft Micah, mein bester Freund.
Ich
drehe mich um, da ich gerade mit einer Freundin im Gespräch war.
„Micah!“, erwidere ich euphorisch, lächelnd. „Wo hast du so
lange gesteckt? Ich habe überall nach dir gesucht.“ Es ist kein
ernster Vorwurf.
„Zuerst
in Zelda, dann in der Aula und zuletzt in einer Warteschlange“,
neckt er mich.
Ich
hebe abwehrend die Hände, schließe die Augen und verziehe
angewidert das Gesicht. „Zelda ist zehn Jahre älter als du, du
elender Perversling.“
Er
lacht leise. „Auf alten Stuten lernt man das Reiten.“
„Mic!“,
stoße ich entsetzt aus und das ist nun wirklich nicht gespielt,
obwohl ich auch eine Schauspielausbildung genossen habe.
„Was
denn? Ich wollte einfach nur einen Abschiedsfick“, verteidigt er
sich.
Ich
schüttele mich. „Ich muss hier raus und brauche dringend etwas
Hochprozentiges.“ Ich schaue zu meiner Freundin. „Krystle, kommst
du mit zu Jo?“
Sie
dreht sich zu mir um, dabei legen ihre langen braunen Locken einen
Rundflug hin. „Klar. Ich muss nur meine Jacke holen und du auch,
wie ich sehe. Lass uns abhauen, ist sowieso öde hier … Kommst du
mit, Mic?“
Oh
bitte nicht. Er wird wieder von Zelda erzählen. Sie war unsere
Dozentin und Micah hatte eine Affäre mit ihr, seit Studienbeginn,
aber er hat nur den Vorteil guter Benotungen daraus gezogen. Ich
würde so etwas niemals tun, um besser beurteilt zu werden, da ich
mir meine Auszeichnungen verdienen will, aber er war mehr ab- als
anwesend und so schien er es für nötig zu halten.
„Wohin?“
„Zu
Jo, Honor will sich betrinken, weil sie deinetwegen wieder Kopfkino
hat“, lacht Krys. Eigentlich kannte ich ihren Namen nur in der
anderen Schreibweise, also Crystal, aber die Art und Weise, wie ihre
Eltern es buchstabiert haben, finde ich besser. Sie ist besonders,
weil sie sich von allem abhebt.
Jo's
Bar befindet sich in einer Nebenstraße vom Times Square, es ist eine
Hinterhofkneipe, aber super. Dort kann man Karaoke singen, was wir
ständig tun; feiern; Billard spielen; es ist sehr vielseitig. „Ja
und wenn ich jetzt nicht sofort einen Tequila bekomme, werde ich
bissig“, singe ich, und mache mich auf den Weg zur Garderobe, wo
ich meine Jacke abgegeben habe. Meine Schritte hallen von den Wänden
wider, da dieser Gang recht leer ist, während ich durch ihn hindurch
eile. Ich will hier einfach nur raus. Die letzten vier Jahre habe ich
hier verbracht, Gesang und Schauspiel studiert und mich auf das Leben
vorbereitet. Natürlich habe ich wie alle anderen die Hoffnung, dass
ich ein Star werde, aber wahrscheinlich wird diese in den nächsten
Jahren sterben, oder ich ende in einem abgewrackten Jazzclub, in dem
ich alte Lieder schmettere.
Mein
Name ist Honor Prescott; ich bin 23 Jahre alt und bin ausgebildete
Sängerin und Schauspielerin; und ich bin arbeitslos, quasi. Also der
Nebenjob bei Jo zählt ja nicht als voller Job, wobei ich gleich mit
ihr darüber reden kann, um noch ein paar zusätzliche Schichten
übernehmen zu können. „Hey“, grüße ich Jenna, ein
Erstsemester, das zur Garderobiere verdonnert wurde.
„Hi,
Honor. Hast du dein Ticket?“, fragt sie.
Ich
reiche es ihr, nachdem ich ihr zugenickt habe, und warte darauf, dass
sie mir meine Jacke aushändigt.
Schließlich
tut sie es. „Wie war die Abschlussfeier?“
„Sie
ist immer noch langweilig, deshalb haue ich jetzt ab“, schmunzele
ich, als ich meinen Sommermantel überziehe. Draußen herrschen warme
Temperaturen, aber ich wollte in meinem Kleid nicht ganz ohne Jacke
herumlaufen. Es hat keine Träger oder Ärmel, deshalb wollte ich
nicht, dass halb New York mir in den Ausschnitt schauen kann. Eine
Stola habe ich nicht, also blieb mir nichts anderes übrig.
„Oh,
hier ist auch meine Nummer“, flötet Krystle, als sie ebenfalls in
die Garderobe kommt. Dann schaut sie mich an. „Und du warst so
schnell weg, dass ich gar nicht hinterherkam“, kichert sie.
Ich
lache leise. „Das tut mir aber leid.“
„Na,
schlecht lügen kannst du gut“, erwidert sie, ebenfalls amüsiert.
„Ich
weiß, dafür habe ich immerhin hier studiert“, kontere ich,
zwinkere ihr zu und ziehe den Gürtel meines dünnen Trenchcoats zu.
„Und warum warst du noch gleich hier?“
„Oh,
irgendwer hat mir mal erzählt, dass ich gut singen kann“, gibt sie
sich hochnäsig, als sie ihre Jeansjacke überzieht. „Und nun, Ms
Prescott, werden wir uns gepflegt die Kante geben, um unseren
Abschluss zu feiern.“
„Aber
gern, Ms Anderson.“ Ich hake mich bei ihr ein und verlasse
gemeinsam mit ihr den Raum. „Bye, Jenna. Bis demnächst mal.“
„Bis
dann, ihr beiden“, entgegnet sie kichernd.
„Und
wo treibt Micah sich wieder herum?“, frage ich Krys.
„Keine
Ahnung, vielleicht steckt er mal wieder in Zelda?“, schlägt sie
vor.
Ich
kneife die Augen zu. „O nein, bitte … Jetzt fang du nicht auch
noch damit an. Ich werde diese Bilder nie wieder los.“ Besonders
nicht mehr, seit ich sie einmal in ihrem Büro erwischt habe. Dabei
wollte ich nur eine Hausaufgabe abgeben, die ich nachreichen musste,
und fand sie vögelnd auf dem Schreibtisch vor. Hurra. Nein, nicht
wirklich. Es hat wirklich lange gedauert, bis ich mich von diesem
Anblick erholt hatte. Zeitweise hatte ich sogar Albträume, was doch
klar ist, wenn ich eine 40-jährige mit einem damals 21-jährigen
erwische. Gut, die zehn Jahre vorhin waren untertrieben, sie könnte
wahrhaftig seine Mutter sein. Und dieser Vergleich, dass man auf
alten Stuten das Reiten lernt, der hat den Horrorfilm in meinem Kopf
nur noch schlimmer gemacht. Fiese Welt!
„Wo
hast du dich schon wieder rumgetrieben?“, fragt Krys, als Micah uns
entgegenkommt.
„Ich
war meine Jacke holen und habe mich von meinen Eltern verabschiedet,
da sie aufgebrochen sind. Aber … ich habe dafür gesorgt, dass der
Abend heute auf deren Kosten geht.“
Krys
und ich jubeln und klatschen. „Super gemacht“, lobt sie ihn.
Wir
gehen an seine Seiten, ich auf die rechte und hake mich ein, während
Krys an seine linke geht. „Ladies, darf ich Sie heute Abend in die
schickste Hinterhofkneipe ausführen, die New York zu bieten hat?“
„Aber
sehr gerne“, erwidere ich kichernd.
„Lasst
uns feiern!“, johlt Krys und wir machen uns auf den Weg zu Jo.
~
~ ~
„Ladies
and Gentlemen, die diesjährigen Juilliard Absolventen!“, ruft Jo
und klatscht, was einen wahren Begeisterungssturm unter den Gästen
ausbrechen lässt. Okay, es sind drei Gäste hier, die mitleidig
klatschen.
Wir
verbeugen uns trotzdem in einer Reihe. Krys und ich kichern, Micah
gluckst. „Dankeschön, dankeschön“, jubeln wir und richten uns
wieder auf.
„Was
möchtet ihr trinken?“, möchte Jo wissen.
Wir
lächeln sie an, bevor ich „Tequila!“ rufe. „Aber den goldenen,
ohne die Vitamine, wir nehmen nur die Flasche.“
„Bist
du bescheuert? Ich hab noch nichts gegessen, ich brauche die
Orangen!“, lacht Micah.
„Oh,
ich dachte, du wärst bei deinem kleinen Abstecher vielleicht
gesättigt worden“, sage ich, ihm zuzwinkernd.
Er
sieht mich einen Moment verständnislos an, bevor er drauf kommt, was
ich meine. „Ich habe sie nicht geleckt, das habe ich übrigens nie
getan!“, entrüstet er sich, woraufhin Jo, Krys und ich in
Gelächter ausbrechen.
„Es
reicht, dass du sie gefickt hast“, prustet Krys.
„Jetzt
tue ich es nicht mehr, immerhin habe ich vorhin mein Diplom
bekommen“, entgegnet er grinsend.
„Leute,
bitte, hört auf, sonst trinke ich die Flasche allein aus“, drohe
ich gut gelaunt.
Jo
reicht uns die Schnapsgläser, den Zimtstreuer und eine Schale mit
Orangen, die auf Eis liegen. Ich freue mich darauf, dass wir hier
feiern, denn wir haben unsere Ruhe, sicher unseren Spaß und später
kommen ganz bestimmt noch ein paar andere Gäste. Vorzugsweise junge
Männer, denn ich will wirklich feiern. Alleine, mit ihnen und am
liebsten hätte ich heute auch noch Sex, dann wäre alles perfekt. Ob
sich dieser Wunsch noch erfüllt bleibt dahingestellt. Aber ich hätte
echt nichts dagegen einzuwenden.
„Bleiben
wir an der Bar oder gehen wir an einen Tisch?“, fragt Krys.
„Wir
gehen an die Ecke der Bar.“ Dort ist die Theke so gebaut, dass man
sich dort auf eine Bank setzen kann und trotzdem noch am Tresen
sitzt.
„Musik?“,
fragt Jo.
„Immer!“,
rufe ich begeistert und sie schaltet die Stereoanlage ein. Ich grinse
Krystle an. „Let's go, Girls“, singe ich mit. 'Man! I feel like a
woman' von Shania Twain ist jetzt genau das richtige Lied, um in
Stimmung zu kommen.
Wir
gehen an diesen Thekentisch, ziehen unsere Jacken aus und bekommen
dann schon die ersten Gläser von Micah gereicht. „Wie war jetzt
noch die Reihenfolge?“, möchte ich wissen, denn ich lasse Zimt und
Orange meistens weg.
„Lecken,
trinken, beißen“, antwortet Micah und zwinkert mir zu.
„Na
dann. Cheers!“, ruft Krys, wir stoßen an und stürzen den Alkohol
herunter.
„The
best thing about being a woman“, singe ich mit, nachdem ich das
Brennen in meinem Hals unter Kontrolle bekommen habe.
Jo
kommt mit einer Flasche Cola zu uns. „Hier. Damit ihr zwischendurch
auch etwas ohne Alkohol trinkt. Und ich bringe euch gleich noch ein
paar Snacks.“
„Du
bist die beste Chefin, die man haben kann“, erwidere ich, schon den
nächsten Tequila in der Hand haltend.
„Ich
weiß.“ Sie streckt mir die Zunge heraus, was mich zum Kichern
bringt.
Krys
und ich gehen mitten in die Bar und fangen an miteinander zu tanzen.
Es macht Spaß, der Abend ist feuchtfröhlich und wir haben allesamt
sehr gute Laune. Vier Jahre Juilliard liegen hinter uns; ein hartes
Studium, dennoch haben wir alle unseren Abschluss geschafft.
„Gleich
kommen noch ein paar Freunde und einer bringt seinen Cousin mit, der
wohl recht mies drauf ist“, verkündet Micah.
Ich
hebe eine Augenbraue. „Einen Spielverderber können wir heute Abend
aber nicht gebrauchen.“
Er
grinst mich an. „Ich weiß, aber wofür gibt’s Tequila?“
„Dafür,
dass ich die Bilder von dir und Zelda aus meinem Kopf verbanne.“
Ich verziehe das Gesicht. „O Gott, ich habe schon wieder daran
gedacht“, jammere ich und nehme Micah das Glas aus der Hand.
„Cheers.“ Ich erspare mir das Ablecken des Zimts von der
Orangenschale und lasse sie so gewürzt auf meiner Zunge zergehen,
nachdem ich das Schnapsglas geleert habe.
Während
Krys und ich tanzen, kommen mehr Gäste in den Laden. Niemand, den
wir kennen, aber es sind drei überaus gut aussehende junge Männer
dabei, die sich an einen Tisch setzen.
„Honor?“,
ruft Jo.
Ich
drehe mich zu ihr, wobei ich schon ein wenig ins Schwanken gerate.
Mittlerweile habe ich ziemlich viele Tequilas getrunken. „Was?“
„Kannst
du kurz die Bestellung von den Jungs da hinten annehmen? Ich hab Kitt
am Telefon.“
Ich
hebe meinen Arm hoch und zeige ihr meinen erhobenen Daumen. „Okay!“
Anschließend wende ich mich dem Tisch zu, an dem sie sitzen, und
gehe herüber. „Hi, was wollt ihr trinken?“, frage ich
freundlich.
„Bier“,
antworten sie im Chor, dabei lassen sie mich nicht aus den Augen.
„Groß
oder klein?“
„Groß.“
Wieder mal ein Chorgesang.
„Alles
klar. Kommt gleich.“ Ich drehe mich weg und gehe zu Jo hinter die
Theke. Sie telefoniert noch immer, weshalb ich kurzerhand die Biere
zapfe. Danach bringe ich die Gläser an den Tisch, notiere die Anzahl
der Getränke auf einem Bierdeckel und lächle ihnen zu. „Cheers.“
„Danke,
Miss.“
Ich
lächle ihm zu und mache mich auf den Weg zurück zu Krys. „Tequila
oder tanzen?“
Daraufhin
singt sie das Lied mit: „If you like Pina Coladas and getting
caught in the rain.“
„If
you're not into Yoga“, stimme ich ein und tanze mit ihr zurück zu
Micah, an den ich mich anlehne. „Spielverderber. Spaßbremse. Alter
Mann!“, necke ich ihn.
„Gar
nicht wahr“, verteidigt er sich. „Ich warte nur auf meinen
Whiskey.“
„Oooooh,
wir sind unter die Schotten gegangen“, ziehe ich ihn weiter auf.
„Was
dagegen? Ich betrinke mich wenigstens mit Stil und nicht mit so einem
Gesöff“, lacht er.
Ich
stimme in sein Gelächter ein. „Du bist ja nur neidisch, weil ich
meinen Spaß habe.“
„Nein.“
Um seine Aussage zu unterstreichen schüttelt er auch noch den Kopf.
Ich
ergreife seine Hand. „Lass uns tanzen.“ Dann ziehe ich ihn zur
Tanzfläche, drehe mich zu ihm und rufe Jo zu, dass sie ein anderes
Lied spielen soll. „Oh, okay, damit habe ich jetzt nicht
gerechnet“, kichere ich, als 'Liquid Dreams' von O-Town ertönt.
Micah
zieht mich eng an sich und sieht mir in die Augen. „Ach, wie mir
diese kleinen hellblauen Knöpfchen fehlen werden“, gluckst er und
lässt mich nach hinten herunter, danach zieht er mich eilig wieder
hoch.
Kichernd
fange ich an, meine Hüften kreisen zu lassen. Ich war noch nie eine
gute Tänzerin, aber es reicht, um Spaß zu haben. Solange ich den
Rhythmus halten kann, ist ja alles perfekt. Wenn ich dabei bescheuert
aussehe, habe wenigstens nicht nur ich den Spaß, sondern auch die
Zuschauer.
Micah
ist wesentlich sicherer im Tanz, womit er mir auch Selbstvertrauen
gibt. Ich bewege mich mutiger, sinnlicher und habe das Gefühl, dass
ich gerade nicht ganz so dumm aussehe, wie sonst. „Du wirst immer
besser, Honor.“
„Ich
singe besser.“
„Dann
lass dich nicht aufhalten“, erwidert er und so schmettere ich den
Song mit. Ich lege kaum Gefühl in meine Stimme, weil das bei diesem
Song kaum nötig ist. Er wird von Männern gesungen, da muss man als
Frau nicht viel tun, um deren Tonart zu treffen. Glücklicherweise
sind es nur wenige Zeilen, bis es endet. „Und jetzt gehen wir
zurück zum Tisch und warten auf die anderen. Außerdem habe ich
Durst.“
„Miss?“,
fragt jemand hinter uns, woraufhin ich mich umdrehe.
„Ja?“,
entgegne ich und halte Micah fest, damit er mich mit diesem Kerl
nicht alleine lässt.
„Hi,
mein Name ist Jayden Priest und ich habe Sie gerade singen hören …
Hätten Sie Interesse an einem Vorsingen?“, möchte er wissen.
Ich
hebe eine Augenbraue. „Ein Vorsingen für was?“
„Mein
Bruder und seine Freunde suchen neue Backgroundsänger. Vielleicht
kennen Sie die Band Downstair Alley? Ich glaube, dass Sie sehr gute
Chancen hätten, weil Ihre Stimme mich wirklich umgehauen hat“,
antwortet er geschäftsmäßig.
„Umgehauen?
Dabei hat sie sich noch gar nicht angestrengt“, sagt Micah lachend.
Ich
knuffe ihn in den Oberarm. „Entschuldigen Sie … ihn hier.“
Dabei deute ich mit einem Nicken auf Micah. „Hätten Sie eine
Visitenkarte für mich und einen Termin? Damit ich weiß, wann ich wo
sein soll, um vorzusingen.“
„Keine
Visitenkarte, aber ich schreibe es Ihnen auf, wenn Sie mir Zettel und
Stift geben“, lächelt er.
„Klar.
Kommen Sie mit an die Theke.“ Ich deute zu Krys, die ihr Handy in
der Hand hat und wild darauf herumtippt.
Er
folgt uns, setzt sich zu uns und ich lasse mir von Jo einen
Notizblock und einen Kugelschreiber geben, was ich wiederum ihm
reiche. Mr Priest notiert mir eine Telefonnummer, ein Datum und eine
Adresse, dann gibt er mir einen Zettel. „Ich freue mich schon
drauf, meinen Bruder endlich mal wegen einer anderen Frau als seiner
Freundin sprachlos zu erleben“, grinst er.
„Mal
schauen, ob ich es schaffe.“
„Ich
bin mir ganz sicher. Die anderen beiden waren jedenfalls auch
beeindruckt.“ Er schaut zu seinen Begleitern, woraufhin ich auch
meinen Blick auf sie richte. Dann winkt er sie heran. Sie kommen zu
uns und stellen sich mir vor.
„Hi,
ich bin Alexis“, sagt der, dessen Haare karamellfarben sind. Seine
Augen haben dieselbe Farbe.
Ich
ergreife die Hand, die mir angeboten wird. „Hi, ich bin Honor.“
„Ich
bin Mike, hi“, stellt sich schließlich auch der andere vor. „Sie
haben eine tolle Stimme.“
„Danke“,
erwidere ich errötend. „Habt ihr Durst? Wollt ihr auch einen
Tequila?“
Sie
nicken, woraufhin Micah uns schon volle Gläser herüber schiebt. „Na
dann, cheers.“ Ich spüre die Blicke dieser drei Männer auf mir,
ignoriere es allerdings. Heute Abend wird gefeiert und ich verbiete
es mir, mich unwohl zu fühlen.
~
~ ~
Mike
und Alexis sind weg, nur noch Jayden ist da, der ordentlich mit mir
flirtet. Ich bin so betrunken, dass ich darauf eingehe, aber ich will
ihn nicht mit nach Hause nehmen. Er ist nett, wirklich attraktiv,
aber nicht mein Typ. Der mit dem karamellfarbenen Haaren, der war
mein Typ, aber ich weiß schon nicht mehr, ob er Mike oder Alexis
war. Ich werde ihn sowieso nicht mehr sehen.
„Honor,
wir sind weg“, sagt Micah. „Krys ist so voll, dass sie mich schon
Daddy nennt.“
Ich
lache auf. „Dann bring sie nach Hause, ich gehe gleich mit Jo.“
Er
kommt zu mir und umarmt mich fest. „Schreib eine SMS, wenn du zu
Hause bist, okay?“
„Ich
versuche, dich anzurufen, wenn ich es noch hinkriege, sonst morgen.“
„Alles
klar.“ Micah lässt mich los und geht an Krys' Seite. Sie kann sich
kaum noch auf den Füßen halten. Es sind noch ein paar andere
Kommilitonen von uns gekommen, aber Micah hatte zu ihnen immer mehr
Kontakt als ich. Zwar kenne ich sie, aber zum Feiern sind sie zu öde.
„Bye,
Süße“, sage ich zu Krys, küsse ihre Wange und grinse sie an.
„Morgen
… werden wir das bereuen“, lallt sie.
„Denkwürdige
Nächte bereut man nicht, man genießt den Kater, denn der ist die
Belohnung dafür“, kichere ich.
„Komm
gut nach Hause, Honor.“
„Du
auch.“ Ich wende mich wieder Jayden zu. „Warum sind Sie
eigentlich noch hier?“
„Hatten
wir uns nicht aufs Du geeinigt, bevor Mike und Alexis gegangen sind?“
„Hatten
wir?“, hake ich überrascht nach.
„Ich
denke ja. Ich bin noch hier, weil ich meinen Spaß habe. Du weißt
schon, wir haben heute Abend immer wieder getanzt und gefeiert, und
ich will sichergehen, dass dir niemand zu nahe kommt, jetzt wo du
alleine hier bist“, erklärt er.
„Ah
ja“, gebe ich trocken zurück, dabei nicke ich und sehe ihn
skeptisch an. „Was machst du eigentlich beruflich?“
„Ich
bin Arzt.“
„Wow.“
„Eher
örks, weil ich sehr unschöne Dinge sehe.“
„Echt?
Was war das Widerlichste?“, möchte ich wissen. Ich finde solchen
Ekelkram manchmal ganz schön amüsant.
„Das
werde ich jetzt nicht erörtern, denn dafür hat der Laden definitiv
zu wenig Alkohol.“ Er nimmt seinen Tequila hoch. „Cheers, Honor.“
„Cheers.“
Ich nehme mir ebenfalls einen Shot, lecke den Zimt von meiner Hand
und trinke ihn in einem Zug leer. Danach taste ich nach der Orange,
doch Jayden hält das letzte Stück hoch. „Suchst du die hier?“
„Ja,
aber es scheint das letzte Stück zu sein“, erwidere ich lächelnd.
„Wir
können es uns teilen“, bietet er an, während er das Fruchtfleisch
von der Schale löst.
„Dafür
habe ich den Tequila schon viel zu lange geschluckt“, kichere ich.
Prompt
füllt Jayden die Gläser nach. Es ist die zweite Flasche Tequila,
die schon zu Dreiviertel geleert ist. Er reicht mir eines, dann
streut er Zimt auf meinen Handrücken. „Wohl bekommt's.“ Er
schenkt mir ein strahlend weißes Lächeln.
Wieder
einmal lecken, schlucken und zum Beißen komme ich nicht, weil er das
Fruchtfleisch zwischen seine Zähne nimmt. „Komm schon“, verlangt
er undeutlich.
„Was
soll's“, seufze ich, trete vor ihn und nähere mich seinem Mund.
Ich nehme das Stück Orange zwischen die Zähne und beiße es ab. Als
ich mich von ihm lösen will, schiebt Jayden seine Hand in meinen
Nacken und küsst mich stürmisch. Dummerweise erwidere ich es, dabei
ist er echt nicht mein Typ.
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